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Himmel oder Apfelstrudel

September 12, 2010

Heute war ein wunderschöner Spätsommertag. Das allein würde noch keinen Artikel machen, aber es hat mich dazu verleitet einige Strassenbahnstationen zu spazieren. Dadurch bin ich natürlich woran vorbei gekommen? Erraten Werbung für die anstehenden Wahlen. Zwei Plakate der FPÖ haben mich dabei etwas irritiert:

Ikea und wir

Auf dem ersten, das ich erwähnen möchte stand „Wir kümmern uns um Eure Sicherheit“. Ja ich gebe zu, der Satz ist nicht wirklich unanständig, das Problem dass ich damit habe ist, ich werde von HC Strache auf diese Art und Weise geduzt. Einer der größten Vorteile der deutschen Sprache ist es, dass man mit Menschen, die man auf Distanz halten will per Sie sein kann. Die armen Engländer sind sowohl mit ihren Saufkumpels im Pub genauso auf Du und Du, wie mit dem Premierminister oder der Königin. Leider beobachte ich in den letzten Jahren nicht nur eine Anglisierung der Sprache (damit kann man leben, viele Fachausdrücke kommen eben aus dem Englischen), sondern auch eine Ikeaisierung. Der schwedische Konzern duzt uns ja schon geraume Zeit, weshalb es jetzt auch McDonalds und was weiss ich noch welche Firmen machen. Strache ist der erste Politiker, der dies nachahmt.

Ich mag das schon nicht bei Firmen, aber zu Politikern hätte ich gerne doch die Distanz die mir das Sie bietet, und wenn mich ein Politiker schon duzt, dann soll er mich wenigstens vorher fragen, ob es mich stört.

Auf die Frau gekommen

Das zweite Plakat war aber lustiger. „Wir schützen freie Frauen – Die SPÖ den Kopftuchzwang“. Dieser Doppelsatz hat gleich mehrere Fehler. Zunächst gibt es meiner Meinung keine österreichische Partei, die Kopftuchzwang propagiert, wahrscheinlich nicht einmal die Piratenpartei oder die Liga der sozialistischen Revolution, wahrscheinlich auch nicht die antiklerikale Islamistenfront (naja vielleicht die schon). Im übrigen gibt es in Österreich tatsächlich den Kopftuchzwang, es heisst zwar da nicht Kopftuch, aber in den meisten Frauenklöstern, wird man teilverschleierte Frauen antreffen. Wer schützt die denn?

Aber jetzt zum echt lustigen Teil:“ Wir schützen Frauen“. Bitte was für ein frauenpolitisches Statement gibt denn die FPÖ? Sehen wir uns einige Proponentinnen an. Zuerst Barbara Rosenkrantz. Diese bezeichnet sich selbst als Hausfrau (na als Landtagsabgeordnete verdient sie sicher besser). Hier auch noch ein Schmankerl aus einer Rede von einer Sonnwendfeier aus ihrem Munde:„Jede Hure (findet) großes öffentliches Interesse, jeder Transvestitenrummel eine wohlwollende Berichterstattung, die mütterliche Frau dagegen – wenn überhaupt wahrgenommen – wird als Beispiel eines veralteten Rollenbilds allenfalls belächelt“ (genommen aus diesem Artikel, der auch wegen des Videos durchaus sehenswert ist)

Wer spricht hier von Quote?

Aber es gibt ja noch die eine oder andere Frau bei der FPÖ (so viele sind es ja nicht, immerhin hat die FPÖ nur einen Frauenanteil im Parlament von 17,65%). Hier habe ich aber die Rede von der Nationalratsabgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein zu Quoten im Parlament und Führungspositionen.

Bevor Ihr Euch das Video anseht überlegt aber einmal, was eine Quote macht? Sie besagt, dass bei zwei Bewerbern, die die gleichen Fähigkeiten und Qualifikationen haben, jener bevorzugt wird, der in dieser Position unterrepräsentiert ist. D.h. Im Falle von Aufsichtsräten werden Frauen bevorzugt, bei Kindergärtnern wohl eher Männer. Das Problem ist ja, dass Männer halt auch nicht unbedingt als Kassierin beim Billa arbeiten wollen, und zwar nicht weil das (und das kommt dann gleich in der Rede vor) familienfeindlich ist (glaubt mir, ich habe eine Mutter, die 60h die Woche im Supermarkt gearbeitet hat, ich nehme mal an, als Nationalrat hätte sie für die 60h auch ein Kindermädchen engagieren können, so musste eben meine Großmutter einspringen).

Es ist eine Verhöhnung von Frauen, wenn die Rede ist, dass man sich nicht schämen muss weniger erreicht zu haben. Ist eh klar, weil nie eine Chance dazu bestanden hat. Und dabei bin ich niemand, der sagt, dass man unbedingt Karriere machen muss. Ich selbst würde mich sofort zurück in die Hausarbeit ziehen (und ich weiß das gilt auch für meine Frau), wenn meine Frau (oder eben ich) Spitzenmanager wäre und uns auch so locker erhalten könnte. Aber das Problem ist doch, dass Frauen oft nicht können, weil ihnen der Weg durch Männer versperrt wird. Also hier, weil der Text eh schon zu lang ist, noch das Video:
http://www.youtube.com/v/mvZh-KAx-PI?fs=1&hl=en_US

One Response to “Himmel oder Apfelstrudel”


  1. […] den Stellenwert der Frau in der FPÖ habe ich hier schon einmal geschrieben. Jetzt hat irgendeine FPÖ-Abgeordnete in Amstetten […]


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